A. Feßler Finanzberatung - Finanz- und Versicherungsmakler
wussten sie kampagne
Pdf-Download

Der Countdown hat schon begonnen...

Inflation und Staatsverschuldung

von Alexander Feßler

„Wer Anleihen des Staates oder von Unternehmen besitzt oder Bankschuldverschreibungen gekauft hat, die einen festen Zinssatz tragen, wer Kapitallebensversicherungen oder kapitalgedeckte Rentenversicherungen besitzt – all diese Menschen werden enteignet.“1 Diese Aussage stammt von Henrik Müller, dem Autor des 2010 erschienenen Buches: „Sprengsatz Inflation – können wir dem Staat noch vertrauen?“ Bevor ich jedoch näher auf den Inhalt und die Sprengkraft dieses Zitats eingehe, will ich zunächst betrachten warum die Schlagworte Inflation, Staatsverschuldung und Staatsbankrott momentan in aller Munde sind. Dazu ist es notwendig sich weit tiefer mit der Materie und den Hintergründen zu beschäftigen, als es große Boulevardblätter und Nachrichtenmagazine tun. Denn jeder sollte wissen, welche Entwicklungen auf uns alle zukommen und wie man diesen Gefahren rechtzeitig begegnen kann. Die „Vogelstraußmethode“ ist jedenfalls nicht geeignet. Der interessierte und informierte Anleger hat eine reelle Chance sein Vermögen gegen die aufziehenden Gefahren zu schützen. Ich gehe deshalb Schritt für Schritt vor und analysiere zuerst die momentane Situation. Anschließend wage ich einen Blick in die Zukunft. Danach präsentiere ich Lösungsvorschläge um den zahlreichen Unwägbarkeiten zu begegnen.

Wenn in den Medien von Inflation berichtet wird, dann ist damit häufig eine Veränderung des Verbraucherpreisindizes gemeint, also eine spürbare Preisänderung der Waren des Alltags. Backwaren, Kraftstoffe, Zigaretten und andere Dinge des täglichen Lebens ändern dann spürbar ihre Preise. Fachleute unterscheiden jedoch zwischen verdeckter und offener Inflation. Die offene uns allen bekannte Inflation bezieht sich auf die Güterpreise. Die verdeckte Inflation hingegen wirkt auf die Börse, Immobilienmärkte und Rohstoffmärkte. Hier entstehen dann gefährliche Blasen, die häufig für die großen Turbulenzen an den Kapitalmärkten verantwortlich sind. Oft stellt man sich die Frage, warum bei der enormen Ausweitung der Geldmenge und der stark angestiegenen Staatsverschuldung der Verbraucherpreisindex weiterhin auf bisher niedrigem Niveau verharrt. Zum einen ist dies durch einen starken Anstieg der verdeckten Inflation (Immobilien und Aktienblase) und zum anderen durch die starke Lohnzurückhaltung der Arbeitnehmer in den vergangenen Jahren zu erklären. Ob auch zukünftig die Verbraucherpreise auf einem derart niedrigen Niveau verweilen werden, ist indes sehr fraglich. Im Jahr 1981 beispielsweise lag der Verbraucherpreisindex in Deutschland bei über 6%. Deutschland nahm dabei eine positive Sonderrolle in Europa und der Welt ein. Mitte der Siebziger Jahre lag der Verbraucherpreisindex in vielen Ländern Europas bei 14% im Jahr. Italien und Großbritannien hatten zeitweise einen Wert über 20%.

Jährliche Preisveränderungsraten 1980-2004

Quelle: statistisches Bundesamt, Verbraucherpreise

jährliche Preisveränderungsraten 1980 bis 2004

Gemessen am Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte. Ab 1992 mit den neuen Bundesländern.

Henrik Müller vertritt in seinem Buch „Sprengsatz Inflation – Können wir dem Staat noch Vertrauen?“ die Meinung, dass wir zukünftig einen Anstieg der Verbraucherpreise zu erwarten haben.2 Faktoren wie Fachkräftemangel durch Alterung der Gesellschaft, Industrialisierung der Schwellenländer, das Ende billiger Energie und die hohe Staatsverschuldung als Wachstumsbremse beschreibt Henrik Müller als die Treiber einer offenen Inflation. Ein weiterer Faktor scheint der mangelnde politische Wille einer Steigerung der Inflation entgegenzuwirken. So sagt Müller: „Hohe Inflationsraten im gesamten Euroraum. Dies ist die Option, die den geringsten politischen Gegendruck verursachen dürfte. Denn, das ist ja die Herausforderung für die Defizitländer: Preise, Löhne und sonstige Kosten dort müssen künftig langsamer steigen als in Deutschland. Nur so können sie allmählich wieder wettbewerbsfähig werden… Bei 5 oder 10 Prozent Inflation hingegen fiele es Ihnen viel leichter, die Ungleichgewichte abzubauen.“3

Neben dem Aspekt der unterschiedlichen Wettbewerbsfähigkeiten spielt sicher auch eine Rolle, dass durch einen Anstieg der Inflation kurzfristig etwas finanzieller Spielraum geschaffen würde. Dies funktioniert natürlich nur wenn ein Großteil der Staatsschulden längere Laufzeiten hat, wie dies beispielsweise in Deutschland der Fall ist. „Das hat aus der Sicht praktischer Politik seinen Reiz, aber es ist hochgefährlich. Wer mit der Inflation spielt, der spielt mit dem Kern der Demokratie – dem Vertrauen der Bürger in die Institutionen ihres Staates.“4

Nachdem ich zuerst das Thema Inflation näher betrachtet habe, will ich mich nun den Themen Staatsverschuldung und Staatsbankrott widmen. Zuerst ein Zitat aus Walter Wittmanns 2010 erschienenem Buch „Staatsbankrott – Warum Länder pleite gehen - Wie es dazu kommt - Weshalb uns das was angeht“: „Der Countdown hin zu Staatsbankrotten und Währungsreformen bleibt also voll im Gange, er könnte sich sogar noch beschleunigen. Dabei darf man sich nicht nur auf die öffentlichen Schulden konzentrieren. Von noch viel größerem Gewicht sind die steigenden Defizite bei den Sozialversicherungen, vor allem bei der Altersvorsorge und dem Gesundheitswesen. Aber auch die Banken, die großen privaten Unternehmen und die Konsumenten haben die Krise weiterhin als ständigen Begleiter. Auch sie können weder eine langjährige Stagnation und schon gar nicht eine verlängerte Wirtschaftskrise verkraften.“5

Ausgaben des Bundes Vergleich 1972 – 2011

Quelle: Bundesministerium der Finanzen

Ausgaben des Bundes Vergleich 1972 bis 2011

Wie hoch ist Deutschland denn nun eigentlich verschuldet, und besteht Grund zur Sorge? Grund zur Sorge besteht meiner Meinung nach immer dann, wenn sich ein Staat nicht ausschließlich für Zukunftsinvestitionen sondern für Ausgaben des laufenden Haushaltes (Sozialausgaben) verschuldet. Dieser Punkt wurde überschritten! Ich werde mich bei der Betrachtung des Schuldenstandes Deutschlands auf Werte von 2008 stützen, gebe jedoch zu bedenken, dass sich der Schuldenstand seither noch erheblich erhöht hat.

Quelle: Bund der Steuerzahler, Stand: 21.02.2011

Entwicklung Staatsverschuldung in Deutschland

Um einen Eindruck davon zu bekommen wie stark Deutschland tatsächlich verschuldet ist, sind nicht nur die Schulden des Zentralstaates (Bund) zu betrachten, sondern auch:6

  • Die Schulden der Bundesländer, der Städte und der Gemeinden
  • Die Schulden privater Unternehmen (Staatsgarantien, Konjunkturprogramme)
  • Die Schulden privater Haushalte (Konsumentenkredite, und Hypotheken zu Lasten der Hauseigentümer)
  • Die versteckte Staatsverschuldung der staatlichen Sozialversicherung (Arbeitslosen-, Kranken-, Invaliden- und Rentenversicherung)

Das Gesamtbild der echten Verschuldung Deutschlands basiert auf Daten des Buches „Staatsbankrott – Warum Länder Pleite gehen – Wie es dazu kommt – Weshalb uns das was angeht“7 aus dem Jahre 2010. Dabei werden die Schulden von Staat, Unternehmen und Konsumenten addiert:


Schulden Deutschlands

Zu diesem Wert wird dann die versteckte Staatsverschuldung durch ungedeckte Zusagen von Rentenversicherungen und Pensionskassen hinzugezählt. Eine Analyse der Ausgaben der öffentlichen Hand zeigt laut Wittmann, dass Zinszahlungen, Zuschüsse an die Sozialversicherung und Pensionen an ehemalige Staatsbeamte nicht selten die Hälfte der Steuereinnahmen absorbieren – mit steigender Tendenz.

Ausgaben des Bundes im Jahr 2011

Quelle: Bundesministerium der Finanzen

Ausgaben des Bundes im Jahr 2011

Daher bleibt immer weniger übrig, um andere zentrale Staatsausgaben zu finanzieren, also auch den Unterhalt, den Ersatz und den Ausbau der Infrastruktur. Damit verschlechtern sich aber die Voraussetzungen künftigen Wirtschaftswachstums, das dringend benötigt wird, um steigende konsumtive Belastungen zu tragen.9


Schulden Deutschlands

„Für 2004 gibt es eine Schätzung des deutschen Sachverständigenrates für Deutschland: Sie lautet auf 270 Prozent des BIP. Damit addiert sich die Gesamtverschuldung auf 460 (190+270) Prozent. Auf gleicher Höhe (465) lag Italien schon 1993. Frankreich (353) und Großbritannien (330) hatten damals noch Aufholpotenzial, das sie seitdem mit Sicherheit genutzt haben. Für Japan kursieren Vermutungen, die weit jenseits von Deutschland liegen und sich um 600 Prozent am BIP bewegen. Der Trend ist nicht zu übersehen, dass Defizite der Sozialversicherung zunehmend durch staatliche Zuschüsse aufgefangen werden. Damit kann man vorübergehend höchst unpopuläre Beitragserhöhungen vermeiden. Die werden ja in der Regel als ungerecht, unsozial oder gar skandalös gebrandmarkt. Die Finanzierung der Sozialversicherung durch den Staat hat natürlich Auswirkungen: Die Defizite in den öffentlichen Haushalten steigen und wirken sich entsprechend auf die Zinszahlungen für die Staatsschulden aus. Zwar sind die Zinsen gegenwärtig außerordentlich tief, um das Wirtschafts- und Finanzsystem zu stabilisieren, doch das wird nicht von Dauer sein: Die Zinsen werden wieder in absehbarer Zeit massiv nach oben gehen, auch jenseits historischer Durchschnitte, und sie könnten sogar in neue Dimensionen vorstoßen.“11

Welche Schlussfolgerungen lassen sich nun ziehen? Wer mit gesundem Menschenverstand die Ausgangssituation betrachtet – hohe Staatsverschuldung und eine hohe Wahrscheinlichkeit für steigende Inflation – der wird leicht erkennen, dass große Gefahren für den privaten Anleger aufziehen. Laut Wittmann kann man davon ausgehen, dass die langfristigen Trends in der Staatsverschuldung weder gebrochen noch umgekehrt werden. Daher nähert man sich in absehbarer Zeit dem Point of no Return. Anders ausgedrückt: Der Countdown hat schon begonnen, spätestens mit dem Beginn der Finanzkrise im Frühjahr 2007.12

Was kann also ein Anleger tun, der sich um die Werthaltigkeit seiner Anlage sorgt?
Zuerst sollte er sich informieren und die Kontrolle über seine Geldanlage selbst übernehmen. Wissen sie überhaupt wie ihr sauer verdientes Geld angelegt wird? Nutzen sie den Vordruck, der zum Download hinterlegt ist, um sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie das Geld in ihrem Altersvorsorgevertrag angelegt ist. Wie hoch ist etwa der Anteil an Staats- und Unternehmensanleihen, welche Länderallokation (Länderaufteilung) ist dabei vorhanden und wie sind die einzelnen Laufzeiten. Oder einfach gesagt: Wie und in was wird mein Geld angelegt! Meiden sie zukünftig Anlagen in Papiergeld und Zahlungsversprechen. Investieren sie stattdessen in Sachwerte wie Aktien, Immobilien, Rohstoffe und Edelmetalle. Überdenken sie bestehende Investments und schichten sie gegebenenfalls um. Sie sollten unbedingt die Kontrolle über ihre Anlage behalten um notwendige Veränderungen vornehmen zu können.

Sachwerte wie Immobilien, Aktien, Rohstoffe und Edelmetalle garantieren einen gewissen Inflationsausgleich und sind reelle Werte. Papierwährungen sind lediglich Zahlungsversprechen, die auf das gegenseitige Vertrauen der Marktteilnehmer bauen. Verliert jedoch ein Marktteilnehmer das Vertrauen, dann stürzt das Kartenhaus in sich zusammen. Oder glauben sie ernsthaft ein 10 Euro Schein besitzt einen inneren Wert. Genau genommen ist es doch nur ein Stück Papier, das vom Vertrauen der Marktteilnehmer lebt.

Mein Appell an sie alle: Übernehmen sie Verantwortung und Kontrolle über ihr Geld, sonst werden sie einen Großteil davon verlieren. Trauen sie sich das nicht zu, oder fehlt ihnen dazu das Fachwissen, dann sprechen sie mich an und informieren sie sich darüber welche Hilfestellung ich bieten kann. Man muss nicht alles selbst wissen. Entweder man weiß wo es steht, oder man kennt jemanden, der es weiß: Einen Experten!


Pdf-Download Inflation und Staatsverschuldung Pdf-Download Inflation und Staatsverschuldung

1 Henrik Müller: Sprengsatz Inflation. Campus, 2010, Seite 29, Zeile 17-21
2 Henrik Müller, Seite 15 ff
3 Henrik Müller, Seite 98, Zeile 4 ff
4 Henrik Müller, Seite 41, Zeile 3 ff
5 Walter Wittmann: Staatsbankrott. orell Füssli Verlag, 2010, Seite 159, Zeile 23 ff
6 Walter Wittmann, Seiten 89 ff
7 Walter Wittmann: Staatsbankrott. orell Füssli Verlag, 2010
8 Walter Wittmann, Seite 109
9 Walter Wittmann, Seite 111, Zeile 22 ff
10 Walter Wittmann, Seite 110, Zeilen 14 ff
11 Walter Wittmann, Seite 110, Zeilen 21 ff
12 Walter Wittmann, Seite 147, Zeilen 14 ff

nach obensprung nach oben