A. Feßler Finanzberatung - Finanz- und Versicherungsmakler
Platin
Platin

Keine Katalysatoren ohne Platin

Das seltenste unter den drei großen Edelmetallen macht nicht nur Brautpaare sondern auch Anleger glücklich

Platin ist im Hinblick auf die jährliche Fördermenge das seltenste unter den drei großen Edelmetallen. Während die jährliche Minenproduktion von Silber bei 20.000 Tonnen und die von Gold bei 2.500 Tonnen liegt, werden pro Jahr nur 200 Tonnen Platin produziert. Dementsprechend wird Platin auch an der Börse mit einem deutlichen Preisaufschlag gegenüber Gold gehandelt.

Geschichte

Der Name leitet sich vom spanischen Wort platina, der negativ besetzten Verkleinerungsform von plata „Silber“, ab. Die erste europäische Erwähnung stammt von dem italienischen Humanisten Julius Caesar Scaliger. Er beschreibt ein mysteriöses weißes Metall, das sich allen Schmelzversuchen entzog. Platin wurde wahrscheinlich erstmals um 3000 vor Chr. im Alten Ägypten verwendet. Der britische Forscher Sir William Matthew Flinders Petrie (1853–1942) entdeckte im Jahr 1895 altägyptischen Schmuck und stellte fest, dass Platin in kleiner Menge mitverwendet wurde.

Im 17. Jahrhundert wurde Platin in den spanischen Kolonien als lästiges Begleitmaterial beim Goldsuchen zu einem großen Problem. Man hielt es für „unreifes“ Gold und warf es wieder in die Flüsse Ecuadors zurück. Da es ein ähnliches spezifisches Gewicht wie Gold hat und selbst im Feuer nicht anlief, wurde es zum Verfälschen desselben verwendet. Daraufhin erließ die spanische Regierung ein Exportverbot. Sie erwog sogar, sämtliches bis dato erhaltenes Platin im Meer zu versenken, um Platinschmuggel und Fälscherei zuvorzukommen und davor abzuschrecken. Die Alchemie des 18. Jahrhunderts war gefordert, denn das Unterscheiden vom reinen Gold und das Extrahieren gestalteten sich mit den damaligen Techniken als außerordentlich schwierig. Das Interesse aber war geweckt. 1748 veröffentlichte Antonio de Ulloa einen ausführlichen Bericht über die Eigenschaften dieses Metalls. 1750 stellte der englische Arzt William Brownrigg gereinigtes Platinpulver her.

Verwendung

Die chemischen Eigenschaften von Platin erlauben unter anderem die Aufnahme und Bindung großer Mengen von Wasserstoff und anderen Gasen, was Wasserstoff zu einem wichtigsten Rohstoff für die Automobil-Industrie macht. Sie gehört mit 50 Prozent zu den wichtigsten Platin-Konsumenten und nutzt das Metall für die Herstellung von Katalysatoren oder bei der Entwicklung von Brennstoffzellen. Aber auch in vielen anderen sehr speziellen Fertigungsbereichen kommt Platin zum Einsatz. Beispielsweise bei LCD-Bildschirmen, in Laborgeräten oder in Schubdüsen für Raketen. Zweitwichtigster Abnehmer nach der Autoindustrie sind aber Juweliere und Schmuckhersteller.

Angebot/ Nachfrage

Der mit Abstand bedeutendste Platinproduzent ist Südafrika, gefolgt von Russland (vor allem nördlicher Ural), Kanada, USA, Kolumbien und Simbabwe.

Die weltweite Platin-Produktion ist seit dem Jahr 2000 kontinuierlich angestiegen und erreichte im Jahr 2004 rund 214 Tonnen. Beinahe drei Viertel davon kamen aus Südafrika. Weitere 17 Prozent der Produktionsmenge entfallen auf Russland. Starke Zuwächse verzeichnete in den letzten Jahren Simbabwe, das inzwischen die USA überholt hat. Beinahe die gesamte weltweite Platin-Förderung wird von wenigen großen Rohstoff-Konzernen kontrolliert. In Südafrika sind das Anglo Platinum und Impala Platinum. In Russland hat Norilsk Nickel eine beherrschende Stellung. Größter Platin-Konsument ist China, die beinahe ihren gesamten Bedarf über Importe abdecken und mit 29,5 Tonnen nahezu 14 Prozent der Welt-Minenproduktion zukaufen müssen.

Markttrend

Mit Blick auf den Preis ist Platin das edelste unter den großen Edelmetallen und wird von jeher mit einem deutlichen Preisaufschlag gegenüber Gold gehandelt. In den letzten Jahren ist der Abstand noch angewachsen und inzwischen liegt der Preis für eine Feinunze Platin mehrere Hundert Dollar über dem von Gold. Grund für die überdurchschnittlich starke Preisentwicklung war die wachsende nachfrage nach Diesel-Fahrzeugen, in denen sich Platin gegenüber Palladium als effizienterer Katalysator-Grundstoff erweist. In den kommenden Jahren wird allerdings mit einer wachsenden Recycling-Ausbeute von Platin gerechnet, da in den kommenden Jahren die erste beinahe vollständig mit Katalysatoren ausgestattete Fahrzeuggeneration das Ende ihres Lebenszyklus erreicht.

Anlagemöglichkeiten

Die physische Investition in Platin kann mittels Anlagemünze, Platinbarren oder in Form von Schmuck erfolgen.

Platinmünzen – wie auch Palladium-Münzen gehören mit Sicherheit zu den seltenen Anlageformen. Der Hauptgrund liegt zum einen daran, das die beiden Edelmetalle erst vor rund 180 Jahren entdeckt wurden und zum anderen nie in der Geschichte der Menschheit als herkömmliche Zahlungsmittel im Einsatz waren. Der Bekanntheitsgrad und das breite Interesse sind dadurch sehr gering. Das Angebot ist überschaubar. Beliebt ist der australische Koala mit wechselnden Motiven, die etwas teureren Panda`s oder das gleich bleibende Motiv des „Wikinger Schiffs“ (Noble) von der Insel Man. Die Münzpreise liegen relativ nah am Platinpreis. Ob Münze oder Barren, beim Erwerb von Platin sind in Deutschland generell 19% MwSt. fällig.

Edelmetall-Barren sind historisch betrachtet die Vorgänger des Münzgeldes. Heute werden Barren als eingeschmolzene Metalle oder Halbmetalle definiert, die in eine Form gegossen zu einem Festkörper erstarren. Die Form bestimmt üblicherweise den Wunsch, die Barren einfacher handhaben und gut stapeln zu können. Edelmetall-Barren in Gold Silber, Platin und Palladium werden von mehreren Präge- und Scheideanstalten (z.B. Heraeus, Umicore (ehemals Degussa), Pamp) hergestellt bzw. von Banken in Auftrag gegeben. Die Form und die Abmaße der Barren unterliegen keinerlei Standardisierung. Geprägte Barren werden häufig in Stückelungen von 1g, 2g, 2,5g, 5g, 10g, 20g, 31,1 g (1oz), 50g und 100g angeboten.

Barren mit einem Gewicht über ein Kilogramm, sind meist der Minengesellschaft, der Scheideanstalt, der Schmuckindustrie oder den Zentralbanken vorenthalten. Eine Ausnahme stellt lediglich Silber dar, das aufgrund seines niedrigen Preises auch als 5kg Barren erhältlich ist. Je größer ein Barren ist, desto geringer ist der Preisaufschlag. Außer den MwSt. –befreiten Goldbarren (Feinheit mindestens 995 und zur Goldanlage gedacht), unterliegen alle anderen Barren der vollen MwSt.. Bei einer Investition in Barren sollte die Auswahl auf ländertypische Barrenformen und Prägeanstalten fallen. Der Kauf und Verkauf ist analog den Anlagemünzen über jede Bank oder Münzhändler möglich.

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